www.bildimpuls.de
Gabi Weiss
Angesprochen
2010
Station 11
aus dem Kreuzweg (14 Stationen)
Acrylmalerei auf Leinwand
40 cm x 80 cm
© VG Bild-Kunst
Aufgerufen mitzuwirken
Zwei Hände strecken sich dem Licht entgegen. Sie sind offen, bereit zu geben, vor allem aber zu empfangen. Nur mit Strichen dargestellt, wirken sie transparent wie geistige Wesen. Sie erscheinen im Einklang mit dem Licht, ganz auf es ausgerichtet, ganz von ihm durchdrungen. Insbesondere die beiden weißen Lichtbündel treffen auf die Hände, berühren sie, enden in ihrer Durchdringung.
Die Armansätze führen mit einem Unterbruch zu einem amorphen Gebilde, das sowohl die Schulter eines Menschen als auch die Teilansicht einer etwas unförmigen Weltkugel sein kann. Im ersten Fall schaut der Betrachter jemandem über die Schulter. Da kein Kopf zu sehen ist, kann die Schulter im Bild aber auch zur Schulter des Betrachters werden, die beiden ausgestreckten Hände zu seinen eigenen. – Ein eigenartiges Gefühl, seine Hände vergeistigt im Licht zu spüren, von den beiden Lichtstrahlen quasi stigmatisiert. Aber vielleicht ist es auch ein schönes, beglückendes Gefühl, so angesprochen und befähigt zu werden.
Im zweiten Fall wirken die Hände als Ausdruck der ganzen Welt. In den asketisch-knöchrigen Fingern wie auch der Handhaltung liegen ein Bedürfnis, eine Geste des Bittens um Führung, um Erfüllung. Von der materialistischen Welt her gedacht, könnte man meinen, dass sich die Hände ins Nichts hinaus strecken. Doch die Farben Gelb und Orange umgeben und erfüllen die Hände mit einer Wärme und Festigkeit aus einer anderen Welt, die Halt und Zuversicht schenken.
Nach zehn dunkel gestalteten Kreuzwegbildern (ganzer Kreuzweg auf der Website der Künstlerin) bildet dieses Bild das erste von vier in warmen Gelbtönen gemalten Bildern, in denen die Hände eine zentrale Rolle spielen. Unwillkürlich mag einem dazu das Lied von Julie von Hausmann in den Sinn kommen: „So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich! Ich mag allein nicht gehen nicht einen Schritt; wo Du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit!“ Doch es geht nicht nur um den letzten, schwersten Weg durch den Tod hindurch. Die Bilder wollen den Betrachter jetzt anregen, seine von Gott erhaltenen Fähigkeiten aktiv für die Gestaltung seines Lebens und seiner Um- und Mitwelt einzusetzen. Diesbezüglich ist die ambivalente Gestaltung der „Schulter“ gelungen, denn es sind meine Hände, es bin ich, der oder die sich für das Gute in der Welt einsetzen soll. Letztlich sind wir alle angesprochen, mitzuwirken. Wir alle sind von Gott aufgerufen, in der Nachfolge Christi unseren Beitrag zur Gestaltung der Welt zu leisten.
Patrik Scherrer 14.04.2012
Angesprochen
2010
Station 11
aus dem Kreuzweg (14 Stationen)
Acrylmalerei auf Leinwand
40 cm x 80 cm
© VG Bild-Kunst
Aufgerufen mitzuwirken
Zwei Hände strecken sich dem Licht entgegen. Sie sind offen, bereit zu geben, vor allem aber zu empfangen. Nur mit Strichen dargestellt, wirken sie transparent wie geistige Wesen. Sie erscheinen im Einklang mit dem Licht, ganz auf es ausgerichtet, ganz von ihm durchdrungen. Insbesondere die beiden weißen Lichtbündel treffen auf die Hände, berühren sie, enden in ihrer Durchdringung.
Die Armansätze führen mit einem Unterbruch zu einem amorphen Gebilde, das sowohl die Schulter eines Menschen als auch die Teilansicht einer etwas unförmigen Weltkugel sein kann. Im ersten Fall schaut der Betrachter jemandem über die Schulter. Da kein Kopf zu sehen ist, kann die Schulter im Bild aber auch zur Schulter des Betrachters werden, die beiden ausgestreckten Hände zu seinen eigenen. – Ein eigenartiges Gefühl, seine Hände vergeistigt im Licht zu spüren, von den beiden Lichtstrahlen quasi stigmatisiert. Aber vielleicht ist es auch ein schönes, beglückendes Gefühl, so angesprochen und befähigt zu werden.
Im zweiten Fall wirken die Hände als Ausdruck der ganzen Welt. In den asketisch-knöchrigen Fingern wie auch der Handhaltung liegen ein Bedürfnis, eine Geste des Bittens um Führung, um Erfüllung. Von der materialistischen Welt her gedacht, könnte man meinen, dass sich die Hände ins Nichts hinaus strecken. Doch die Farben Gelb und Orange umgeben und erfüllen die Hände mit einer Wärme und Festigkeit aus einer anderen Welt, die Halt und Zuversicht schenken.
Nach zehn dunkel gestalteten Kreuzwegbildern (ganzer Kreuzweg auf der Website der Künstlerin) bildet dieses Bild das erste von vier in warmen Gelbtönen gemalten Bildern, in denen die Hände eine zentrale Rolle spielen. Unwillkürlich mag einem dazu das Lied von Julie von Hausmann in den Sinn kommen: „So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich! Ich mag allein nicht gehen nicht einen Schritt; wo Du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit!“ Doch es geht nicht nur um den letzten, schwersten Weg durch den Tod hindurch. Die Bilder wollen den Betrachter jetzt anregen, seine von Gott erhaltenen Fähigkeiten aktiv für die Gestaltung seines Lebens und seiner Um- und Mitwelt einzusetzen. Diesbezüglich ist die ambivalente Gestaltung der „Schulter“ gelungen, denn es sind meine Hände, es bin ich, der oder die sich für das Gute in der Welt einsetzen soll. Letztlich sind wir alle angesprochen, mitzuwirken. Wir alle sind von Gott aufgerufen, in der Nachfolge Christi unseren Beitrag zur Gestaltung der Welt zu leisten.
Patrik Scherrer 14.04.2012
www.bildimpuls.de vom 19. 5. 2012
Kreative Vollendung der Schöpfung
Ein Spritzer Wassertropfen durchzieht und prägt dieses Glasfenster in warmem Goldgelb. Beschwingt fallen sie in einen sanften Doppelbogen aus dem weißen oberen Bereich auf die aufragende weiße Figur in der Mitte des Fensters. Flächenmäßig sind beide etwa gleich groß. Von der Form her unterscheiden sie sich jedoch deutlich. So sind der oberen Fläche weiche, runde Formen eigen, während bei der Unteren gerade und eckige Umrisslinien vorherrschen. Die obere Fläche hat durch ihre wolkenartige Erscheinung zudem einen schwebenden Charakter, während die Untere wie eine Skulptur auf einem rot-braun marmorierten Sockel geerdet ist.
Dazwischen oder dahinter das Goldgelb, das einen warmen, wohltuenden Hintergrund bildet. Die Farbe und ihre Transparenz, die verschiedenen Schattierungen und Einschlüsse erinnern an Bernstein und strahlen etwas Kostbares, Erhabenes aus. Durch die weiße Ecke rechts unten und die Verbindung zur weißen Mitte hin entwickelt er jedoch eine eigenständige Aktivität. Die Ausformung zu einem kopfähnlichen Gebilde, das sich von oben her wie ein Torbogen über die weiße Mitte beugt, verbindet sich rechts, ja verzahnt sich hier geradezu mit der konturierten Silhouette der weißen Figur. Der Eindruck einer intimen Berührung entsteht, die von einer Umarmung über einen Kuss bis zur belebenden "Beatmung" gehen kann. Genau lässt es sich nicht sagen, da die Ausformung bei der zentralen Figur zu vage oder unvollendet ist.
Diese weiße aufragende Figur steht also im Mittelpunkt des Geschehens. Auf einem Sockel exponiert, wird sie gleichzeitig von einem goldgelben Lebensraum umgeben und von Wassertropfen beregnet. Letztere sind als einzige Elemente nicht flächig dargestellt, sondern
haben einen grünen Inhalt, der Leben signalisiert. Sie sind genauso weich ausgeformt wie der
"Himmel", aus dem sie kommen. Die Tropfen sind so als Lebensträger wahrnehmbar, als Übermittler eines belebenden Inhaltes aus der Höhe, eines Inhaltes, der "weich" macht, beweglich, empfänglich, eben menschlich. Noch ist keine Reaktion bei der zentralen Figur auszumachen. Weder durch die Umarmung, die "Beatmung" noch durch die Ausgießung des kostbaren Nasses. Der Pfingstgeist ist spürbar, auch wenn kein pfingstliches Rot im Fenster einen Akzent in diese Richtung setzt. Die Figur zeigt sich noch unmenschlich hart und starr.
Doch die sie umgebenden und auf sie herabkommenden Kräfte sind gegenwärtig und spürbar am wirken. Jeden Moment muss das Wunder der Verwandlung geschehen. Das Wunder, dass die bildlich zu Stein erstarrten Jünger aus ihrer Lähmung erlöst wieder zu freien Menschen werden. Das Wunder, dass ihr geistloses Entsetzen von allen Seiten mit Heiligem Geist erfüllt wird und sie Einsicht erhalten in den göttlichen Plan, Verständnis für alles, was Jesus gesagt hatte und was mit ihm in den turbulenten letzten Tagen geschehen war. Das Wunder, dass sie aus ihrer enttäuschten Zurückgezogenheit heraustreten und von ihrer Begeisterung Zeugnis ablegen.
Das Fenster suggeriert, dass, wenn es einmal passiert ist, eine stetiger Kontakt, eine bleibende Verbindung bestehen bleibt. Die zu erwartende Begeisterung wird einen anhaltenden Charakter haben, wird nicht aufhören. Die Begabung wird eine Verbindung erstellen, die von Lebensmitte zu Lebensmitte geht. Sie wird eine Kommunikation in beide Richtungen sicherstellen, so dass das Gesagte gehört, das Gefühlte wahrgenommen, das Gezeigte gesehen und danach gehandelt wird.
Noch zeigt das Fenster in der Mitte einen entstellten Menschenkopf. Niemand möchte so dastehen, so aussehen. Insofern vermag das Glasfenster den Wunsch im Betrachter zu wecken, dass Gottes Geist doch alle übergießen, umarmen und bleibend beatmen möge, damit niemand eine solch unmenschliche Entstellung erleiden muss, sondern sich eines mit Heiligem Geist erfüllten Lebens erfreuen kann.
Patrik Scherrer 19.05.2012
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www.bildimpuls.de vom 19. 1. 2013
Gabi Weiss
DIE ZEHN GEBOTE
5. Gebot - Du sollst nicht morden.
2012
DIE ZEHN GEBOTE
5. Gebot - Du sollst nicht morden.
2012
Leben erhalten und schützen
Gegensätze formulieren dieses horizontal geteilte Bild. Leuchtende Gelbtöne bilden das Oben, undurchdringlichem Schwarz das Unten. Sie sind als heller und dunkler Bildbereich dargestellt. Allein die Menschendarstellungen in je zwei Erzählungsreihen verbinden die beiden Bildhälften. Doch auch sie sind unterschiedlich dargestellt. Oben bilden die Menschen Zweier- oder Dreiergruppen, einander zugewandt, während sie im unteren Bereich allein oder einander gegenüber dargestellt sind.
Die hellen und warmen Farben ziehen den Blick zuerst in die obere Bildhälfte. Links oben sind eine Frau und ein Kind einem sitzenden, vornüber geneigten Menschen zugewandt. Er scheint verzweifelt zu sein, die beiden versuchen ihn zu trösten. Daneben liegt ein Mensch im Krankenbett, an medizinische Geräte angeschlossen. Eine Frau steht an seinem Krankenbett, ist ihm zugewendet, steht in Dialog mit ihm. In der Reihe darunter steht links ein Mann, der in seinen Armen ein Neugeborenes hält. Sein Kopf ist geneigt, das Kind betrachtend, liebend. Daneben drei frontal dargestellte Kinder oder Jugendliche. Ihre Köpfe und Kopfhaltungen signalisieren ein ungewöhnliches Denk- und Körperverhalten. Sie halten sich an der Hand, sie stehen zusammen, geben einander Halt.
Die vier Menschengruppen bilden eine Aussage. Niemand wird allein gelassen, niemand ausgestoßen. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Dieses Leben ist die Grundlage der Gemeinschaft, der Freude. Aus der Zuneigung entsteht Vertrauen, Freude wächst, Frieden folgt.
Im schwarzen Bereich sind die Menschen nur mit weißen Konturen dargestellt. Oben links steht ein Jugendlicher geknickt und mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor zwei Männern. Der eine zeigt auf ihn. Die offenen Münder machen deutlich, dass die beiden anklagend über ihn reden. Daneben stehen sich zwei Soldaten in Schutzmasken und mit erhobenen Waffen gegenüber. Krieg … unter Umständen werden beide sterben. Ganz rechts ein Mensch, der seinem Leben bewusst ein Ende gemacht hat – Selbstmord durch Erhängen. Links unten gibt eine Frau einem dar nieder liegenden Mann eine Spritze. Aus dem Kontext ergibt sich, dass er den Wunsch zum Sterben hat und sie ihm dabei hilft. In der mittleren Darstellung wird ein Embryo durch einen stabähnlichen Gegenstand von außen bedroht. Damit wird auf die gängigste Abtreibmethode durch Absaugen hingewiesen. Rechts davon sitzt ein Mann auf dem Elektrischen Stuhl. Er ist wegen seiner Verbrechen zum Tode verurteilt worden.
Diese sechs Einzelbilder weisen darauf hin, dass auch in unserer Zeit täglich Tausende von Menschen umgebracht werden oder sich selbst das Leben nehmen. Es ist die dunkle, bedrohliche Seite des Lebens, die deutlich macht, wozu wir Menschen fähig sind. Dies trotz des Jahrtausende alten Gebotes „Du sollst nicht töten“ (Dtn 5,17), auf das Gott das Volk Israel und seine Nachkommen in den Zehn Geboten verpflichtet hatte, dies trotz dem im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verankerten Grundrechts auf Leben Art. 2 Abs. 2 : „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich.“
Doch gerade weil das menschliche Leben so verletzlich ist, muss es geschützt werden. Die Zehn Gebote erinnern immer wieder an die wesentlichen Werte, die jedem menschlichen Miteinander zu Grunde liegen und an denen sich unser Tun messen und beurteilen lassen muss. Das Verbot zu töten ist letztlich ein Gebot, das Leben in jeder Form zu achten, zu schützen und zu erhalten. Es ist ein Angebot zum Glück.
Gabi Weiss hat zu allen zehn Geboten Bildtafeln geschaffen, die mit Texten von Theresia Hafen zusammen wertvolle Grundlagen für Überlegungen zur gegenseitigen Wertschätzung und Rücksichtnahme bilden und ein gutes Zusammenleben ermöglichen.
Patrik Scherrer
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www.bildimpuls.de vom 4. 5. 2013
Gabi Weiss
Auferstehung 3
2013
61 x 64 cm,
Floatglasmalerei
Auferstehen in die Herrlichkeit Gottes
Aufstrebende Dynamik und kraftvolles Licht prägen diese Arbeit aus farbigem Glas. Weite goldgelbe Flächen, versetzt mit braunen Nuancen, bestimmen den Grundton des Bildes und vermitteln Freude und ein wunderbares, unfassbar kostbares Geschehen voller Leben.
Es scheint seinen Ursprung im schwarzen, höhlenartigen Bereich am unteren Bildrand zu haben, in dem vor unförmigem Gestein auch zwölf kleinere, rundliche Bälle zu sehen sind. Sie leuchten wie kostbarstes Gold und muten wie Samenkörner an, die tief unter dem Boden darauf warten, zum Leben auferweckt zu werden und ihr verborgenes Potential entfalten zu können. Die Zahl Zwölf symbolisiert dabei Vollkommenheit und Vollständigkeit alles Geschaffenen, das zum Leben erweckt wird, hier aber noch im Machtbereich des Todes ruht.
Als starkes Gegenüber zum geschlossenen Raum des Todes hat die Künstlerin einen offenen Himmel gestaltet. Kräftiges, blau-weißes Wehen erfüllt den oberen Bereich des nahezu quadratischen Bildes und zeugt von Bewegung und Leben. Durch das Symbol des Auges wird dieses Leben Gott zugeordnet, dem Lebendigen, der Quelle des Lebens par excellence, dem Dreifaltigen, wie es das rötliche Dreieck anzudeuten vermag.
Direkt unter dem Auge ragt eine „Himmels-Zunge“ tief in den Bildraum hinein. Aus ihr scheint kostbares Wasser des Lebens zu fließen, zuerst ein Strom (vgl. Ez 47,9a: „Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können …“), der dann wie feiner Regen in der Tiefe die einzelnen Samen berührt (vgl. Jes 45,8: „Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, will es vollbringen.“). Der offene Himmel streckt sich einem aufsteigenden Menschenwesen wie eine einladende Hand entgegen, auf das der der Mensch sie annehme und ins Reich Gottes eintrete.
Die Auferstehung oder Auferweckung von den Toten wird hier eindeutig als ein Werk Gottes beschrieben, als ein Wirken voller Gnade und wunderbarer Herrlichkeit. Und es macht auch deutlich, dass Auferweckung von den Toten gleichzeitig Himmelfahrt und Heimkehr zum Vater bedeuten, ganz wie Jesus zu Maria nach seiner Auferstehung gesagt hat: „Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ (Joh 20,17)
In der Bewegung des Bildes, seiner Dynamik, Kraft und Farben darf jede Auferstehung zudem als ein ausgesprochen pfingstliches Geschehen verstanden werden. Das Wehen des Geistes ist allgegenwärtig spürbar. Er erfüllt mit neuem Atem, neuer Kraft und führt in die unfassbare Weite des von Gott erneuerten, ewigen Lebens. – Uns allen ist der Heilige Geist zugesagt, versprochen! Wir brauchen uns seinem Wirken nur zu öffnen, seine Auferweckung zum Leben nur zuzulassen!
Patrik Scherrer 04.05.2013
Auferstehung 3
2013
61 x 64 cm,
Floatglasmalerei
Auferstehen in die Herrlichkeit Gottes
Aufstrebende Dynamik und kraftvolles Licht prägen diese Arbeit aus farbigem Glas. Weite goldgelbe Flächen, versetzt mit braunen Nuancen, bestimmen den Grundton des Bildes und vermitteln Freude und ein wunderbares, unfassbar kostbares Geschehen voller Leben.
Es scheint seinen Ursprung im schwarzen, höhlenartigen Bereich am unteren Bildrand zu haben, in dem vor unförmigem Gestein auch zwölf kleinere, rundliche Bälle zu sehen sind. Sie leuchten wie kostbarstes Gold und muten wie Samenkörner an, die tief unter dem Boden darauf warten, zum Leben auferweckt zu werden und ihr verborgenes Potential entfalten zu können. Die Zahl Zwölf symbolisiert dabei Vollkommenheit und Vollständigkeit alles Geschaffenen, das zum Leben erweckt wird, hier aber noch im Machtbereich des Todes ruht.
Als starkes Gegenüber zum geschlossenen Raum des Todes hat die Künstlerin einen offenen Himmel gestaltet. Kräftiges, blau-weißes Wehen erfüllt den oberen Bereich des nahezu quadratischen Bildes und zeugt von Bewegung und Leben. Durch das Symbol des Auges wird dieses Leben Gott zugeordnet, dem Lebendigen, der Quelle des Lebens par excellence, dem Dreifaltigen, wie es das rötliche Dreieck anzudeuten vermag.
Direkt unter dem Auge ragt eine „Himmels-Zunge“ tief in den Bildraum hinein. Aus ihr scheint kostbares Wasser des Lebens zu fließen, zuerst ein Strom (vgl. Ez 47,9a: „Wohin der Fluss gelangt, da werden alle Lebewesen, alles, was sich regt, leben können …“), der dann wie feiner Regen in der Tiefe die einzelnen Samen berührt (vgl. Jes 45,8: „Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, will es vollbringen.“). Der offene Himmel streckt sich einem aufsteigenden Menschenwesen wie eine einladende Hand entgegen, auf das der der Mensch sie annehme und ins Reich Gottes eintrete.
Die Auferstehung oder Auferweckung von den Toten wird hier eindeutig als ein Werk Gottes beschrieben, als ein Wirken voller Gnade und wunderbarer Herrlichkeit. Und es macht auch deutlich, dass Auferweckung von den Toten gleichzeitig Himmelfahrt und Heimkehr zum Vater bedeuten, ganz wie Jesus zu Maria nach seiner Auferstehung gesagt hat: „Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ (Joh 20,17)
In der Bewegung des Bildes, seiner Dynamik, Kraft und Farben darf jede Auferstehung zudem als ein ausgesprochen pfingstliches Geschehen verstanden werden. Das Wehen des Geistes ist allgegenwärtig spürbar. Er erfüllt mit neuem Atem, neuer Kraft und führt in die unfassbare Weite des von Gott erneuerten, ewigen Lebens. – Uns allen ist der Heilige Geist zugesagt, versprochen! Wir brauchen uns seinem Wirken nur zu öffnen, seine Auferweckung zum Leben nur zuzulassen!
Patrik Scherrer 04.05.2013